Mit verschiedenen Partnern realisiert der VDPM Forschungsprojekte auf allen Ebenen. So gibt es u.a. Untersuchungen zu:
- mineralischen Werkmörteln und pastösen Produkten
- Dämmsystemen
- Estrichen
und vielem mehr.
Fraunhofer-Institut prüft Umwelteigenschaften der Putze und Mörtel im Großversuch
In dieser Dimension sind die Umwelteigenschaften von mineralischen Werkmörteln und pastösen Produkten noch nie geprüft worden. „Der Verband Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V. (VDPM) hat mit diesem Projekt eine wichtige Pilotfunktion übernommen“, erklärte Professor Dr. Klaus Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Holzkirchen, bei der Vorstellung des Projektes.
Es geht u.a. um das sogenannte ‚Auslaugverhalten‘ der Putze. Welche Stoffe werden bei Beregnung freigesetzt und können sie der Umwelt schaden? Das Projekt baut auf den Erkenntnissen eines Vorgängerprojektes auf, das ebenfalls vom VDPM initiiert war. Es wird von zahlreichen Partnern aus dem Rohstoffbereich unterstützt.
Auf dem Gelände des Fraunhofer-Instituts in Holzkirchen wurden vier Versuchshäuser aufgebaut. Daneben stehen Versuchsstände für mehr als hundert großflächige Proben, die nun – wie die Versuchshäuser – für drei Jahre der Freibewitterung ausgesetzt werden. Kontinuierlich wird verfolgt, welche Stoffe mit dem ablaufenden Regenwasser gelöst und weitertransportiert werden. Zusätzlich werden die Putze auch im Labor geprüft.
Auf dem Weg zur Circular Economy
Die Europäische Union hat sich das Ziel gesetzt, die Wirtschaft in Richtung höherer Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit zu entwickeln. Dies gilt insbesondere auch für das Bauwesen.
Ein wichtiger Bestandteil der Ressourceneffizienz ist der Lebenszyklus von Produkten. Je länger ein Bauprodukt in der Praxis genutzt wird, desto umweltverträglicher ist es, weil es nicht ersetzt werden braucht. Mit der durch Langzeituntersuchungen des Fraunhofer Instituts nachgewiesenen teils jahrzehntelangen Nutzungsphase von WDVS, die während ihres Lebenszyklus auch noch Energie sparen und den CO2-Ausstoß mindern, liefert unsere Branche bereits einen wichtigen Beitrag zur Ressourceneffizienz. Die Nutzungsdauer älterer WDVS lässt sich durch Aufdopplung weiter verlängern, die Energieeffizienz dabei noch verbessern.

Pilotanlage Terneuzen / Niederlande
Spätestens beim Abbruch eines Gebäudes oder größeren Umbauten stellt sich die Frage nach dem Rückbau, der Wieder- oder Weiterverwendung bzw. der Entsorgung. Verbandsseitig hat sich der VDPM gemeinsam mit dem europäischen Verband EAE früh mit dieser Frage beschäftigt. In einer wissenschaftlichen Studie von Fraunhofer Institut und FIW München wurden Anfang 2015 Wege aufgezeigt, wie WDVS mit Polystyrol-Dämmstoffen rückgebaut und recycelt werden können. Das Recycling galt zunächst jedoch wegen des bislang geringen Abfallaufkommens als unwirtschaftlich.
Im Hinblick auf künftig zunehmende Abfallmengen hat sich die WDVS-Branche zum Ziel gesetzt, sichere und praktikable Lösungen zu entwickeln. Als Alternative zur aktuellen thermischen Verwertung ist das stoffliche Recycling basierend auf dem CreaSolv-Verfahren® Gegenstand eines von der gesamten europäischen Wertschöpfungskette getragenen Projektes, an dem auch der VDPM und der europäische Verband EAE beteiligt sind. Ziel des mit Mitteln der EU und der niederländischen Provinz Zeeland mit mehreren Millionen Euro geförderten Projektes „PolyStyreneLoop“ ist der Bau und Betrieb einer großtechnischen Demonstrationsanlage. Sie ermöglicht es, Fremdstoffe wie z. B. HBCD aus dem Dämmstoffabfall zu separieren. Im weiteren Prozess kann aus den EPS- und XPS-Abfällen der Kunststoff Polystyrol in hoher Qualität zurückgewonnen werden, um daraus wieder neue Dämmplatten zu produzieren. Darüber hinaus wird das separierte Flammschutzmittel HBCD in einer zugelassenen Hochtemperatur-Verbrennungsanlage (BRU: Bromine Recovering Unit der ICL) zerstört und dabei Brom als Rohstoff zurückgewonnen.
Neben der Errichtung der Demonstrationsanlage werden im Projekt die vorgelagerten Prozesse des Rückbaus, der Trennung, der Zwischenlagerung und des Transports optimiert. Die entsprechenden Teilprozesse entwickeln sich positiv. Versuche im kleineren Maßstab haben inzwischen belegt, dass aus rückgewonnenem Polystyrol wieder Dämmstoffe in Neuqualität hergestellt werden können. Mit Hilfe von Praxistests werden darüber hinaus Lösungen erarbeitet, wie das Transport- und Lagervolumen der rückgebauten Dämmstoffe reduziert werden kann. Zudem haben Untersuchungen ergeben, dass der CreaSolv® Prozess grundsätzlich auch mit größeren Verunreinigungen funktioniert. Dennoch wird angestrebt, bereits durch eine vorgelagerte mechanische Trennung aller Abfallfraktionen einen möglichst hohen Reinheitsgrad zu erzielen.
Die Pilotanlage wird eine Recyclingkapazität von zunächst ca. 3000 t/Jahr aufweisen und kann neben EPS- nun auch XPS-Dämmstoffe recyclen. Sobald erste praktische Erfahrungen mit den technischen und logistischen Abläufen vorliegen, können konkrete Empfehlungen für Arbeitsabläufe und Kalkulationsgrundlagen für einen Rückbau von Dämmsystemen formuliert und die Prozesse weiter optimiert werden.
Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Errichtung weiterer Recyclinganlagen ein, die sukzessive europaweit entstehen und ihren Beitrag zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit leisten werden.
Über den europäischen Verband EAE nutzt der VDPM die Erkenntnisse dieses Projekts, um gemeinsam mit unseren Partnern Lösungen für WDVS auch mit anderen Dämmstoffen zu erarbeiten.